"Plasmakristall (PK) 4"
DC-Plasma für
die ISS
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Das Projekt PK4 (Plasmakristallexperiment 4) an Bord der internationalen
Raumstation ISS soll eine Fortführung des zur Zeit erfolgreich laufenden
Experiments PKE-Nefedov und dessen zukünftigen Erweiterung PK3-Plus
darstellen. Wie in den Vorläuferexperimenten ist es das Ziel, komplexe
Plasmen (mehrkomponentige Plasmen bestehend aus Ionen, Elektronen,
Neutralgas und Mikropartikeln) unter Schwerelosigkeit bzw.
Mikrogravitationsbedingungen zu untersuchen. Nur unter diesen Bedingungen
könnnen stressfreie Systeme realisiert und somit einmalige Erkenntnisse
über komplexe Plasmen erreicht werden.
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Plasma im PK4-Prototyp: die leuchtende
'positive Säule' einer DC-Glimmentladung.
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Dunkelraum im 'Kathodenfall', links davon
die beginnende 'positive Säule'.
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(Man beachte die völlig anderen geometrischen Verhältnisse
im Vergleich zu den bisher verwendeten
RF-Plasmakammern!)
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Bei PK4 soll dabei zum ersten Mal eine mit Gleichstrom
(DC) betriebene Plasmakammer mit einem
zylinderförmigen Beobachtungsbereich von etwa 10 cm Länge und 2 cm
Durchmesser zum Einsatz kommen. Dies wird neuartige Untersuchungen auf dem
Gebiet der komplexen Plasmen ermöglichen, die mit den bisher bei
PKE-Nefedov und PK3-Plus verwendeten RF(Radiofrequenz)-Kammern nicht erzielt
werden
können. Die Hauptvorteile der DC-Kammer gegenüber der RF-Kammer
bestehen in der Geometrie der Kammer, die aufgrund ihrer langen Ausdehnung
das Studium neuartiger Prozesse, z.B. den übergang von laminarer
Strömung zur Turbulenz, emöglicht, und in der Vereinfachung der
Kontrolle von Plasmaparametern und der Teilchenmanipulation durch
Induktionsspulen und Laser. Dies beruht zum einen auf dem sehr guten
Verständnis von DC-Glimmentladungen, wie sie hier benutzt werden,
und bei denen die Plasmaparameter nur vom Strom, Druck und der
Kammergeometrie abhängen, zum anderen an dem Design der Kammer, die
Zugang von allen Seiten und die Anbringung beweglicher RF-Spulen erlaubt.
Insbesondere bei Experimenten zur Selbstorganisation und Thermodynamik des
Plasmakristalls auf dem kinetischen Niveau, zur Erzeugung von Schocks,
Solitonen, laminaren und turbulenten Strömungen, Grenzschichten und
Plasmainstabilitäten und zur Agglomeration und Disagglomeration wird die
Verwendung einer DC-Kammer von großem Vorteil sein. Dabei soll die
Kammer zur Erhöhung der Flexibilität auch induktiv betrieben werden
können. Außerdem sollen niederfrequente Anregungen durch
modulierbare Induktionsspulen studiert werden.
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Plasmainstabilität ("Striations") im PK4-Prototyp.
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Blick in die Röhre in das Plasma.
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Die zu erwartenden Resultate werden von fundamentalem Interesse für
das Verständnis komplexer Plasmen sein, aber auch in der Physik
kondensierter Materie, in der komplexe Plasmen z.B. bei der
Kristallisation als Modellsysteme dienen. Darüberhinaus sind wertvolle
Erkenntnisse für astrophysikalische Fragestellungen, wie z.B. der
Staubagglomeration bei der Planetenentstehung, und in der
Halbleitertechnologie zu erwarten.
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Letzte Änderung: 2004-10-29
Ansprechpartner: Michael Kretschmer
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