Ein
Plasma - ein ionisiertes Gas, bestehend aus Elektronen und Ionen -
ist die vierte Zustandsform der Materie, nach fest (Kristall), flüssig
und gasförmig. Dieser ungeordnetste Zustand der Materie wird zumeist bei
hohen Temperaturen erreicht und zeichnet sich u.a. durch seine elektrische
Leitfähigkeit aus. Plasmen begegnen uns im täglichen Leben z.B.
in einer Kerzenflamme, in dem leuchtenden Gas in einer Leuchtstoffröhre,
oder in der hellen Oberfläche unserer Sonne. Mehr als 99% der Materie
unseres sichtbaren Universums befindet sich im Plasmazustand.

Die
Kristallisation eines Plasmas, ohne den Plasmazustand zu verlieren,
kann nur mit einer weiteren Komponente im Plasma erreicht werden: mit
Mikropartikeln ("Staub"). Diese Partikel (hier: Melamin-Formaldehyd-
Kügelchen der Firma
Microparticles GmbH, siehe elektronenmikroskopische
Aufnahme)
mit einer Größe ab 1 µm (1 Mikrometer = 1/1000 mm)
werden von den freien Ladungen, Elektronen und Ionen, im Plasma aufgeladen.
Durch die geringere Masse der Elektronen und damit deren größerer
Beweglichkeit, treffen im Mittel mehr Elektronen als Ionen die Mikropartikel.
Dies führt zu einer negativen Ladung auf den Partikeln von einigen 1000
bis 10.000 Elektronenladungen. Diese Ladung wird durch eine positive Ionenwolke
abgeschirmt.
Bei hoher Dichte der Mikropartikel beginnen die Partikel miteinander
über die abstoßende Coulomb-Kraft zu wechselwirken, sie formen
mit dem umgebenden Plasma ein sogenanntes
"komplexes (staubiges) Plasma".
Die Wechselwirkung kann zu einer starken Kopplung (Flüssigkeit)
führen, bis hin zur Kristallisation der Partikel in typischen
Abständen von 1/10 mm - dem
"Plasmakristall".
Das heißt: Verglichen mit der Größe der Partikel ist der Abstand
zwischen benachbarten Mikropartikeln in einem Plasmakristall sehr groß.
Plasmakristalle und komplexe Plasmen im allgemeinen
zeichnen sich durch
besondere Eigenschaften aus:
- Teilchen können individuell beobachtet werden. (Einfacher als
z.B. einzelne Atome in einem Kristallgitter.) Dies ermöglicht
die Beobachtung des Mediums auf dem kinetischen Level.
- Zeitskalen werden durch die große Masse der Teilchen (im
Vergleich zu einzelnen Atomen) verlangsamt. Daraus resultiert
eine hohen Zeitauflösung der beobachteten Prozesse.
- Partikel können individuell kontrolliert und manipuliert
werden. Dies erlaubt 'aktive' Experimente.
Dies ermöglicht einen ganz neuen Zugang zur Physik kondensierter Materie
und zur Plasmaphysik.