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''Plasmakristall''

- aktuell! -


September 2009


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(Bilder: M. Kretschmer.
Zum Vergrößern anklicken.)

10 Jahre DLR-Parabelflüge: MPE ist dabei

Team Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) feiert mit seiner 14. Kampagne 10 Jahre Teil­nahme an Parabelflügen mit dem Airbus A300 ZERO-G und auch dieses Mal waren wieder (wie schon 1999) Mitarbeiter des MPE mit einem Experiment zu komplexen Plasmen mit an Bord: U. Konopka, L. Wörner, M. Schwabe, Ch. Knapek, A. Lipaev (JIHT), M. Kretsch­mer (siehe Bild rechts), sowie G. Wildgruber (nicht im Bild). Die Kampagne fand zum vierten Mal am Flughafen Köln-Bonn, in Nachbarschaft zum DLR-Standort Köln-Porz, statt und nicht, wie üblich, in Bordeaux. In einer Frachthalle hatten die Wissenschaftler und Ingenieure zwei Wochen Zeit, ihre Experimente zu testen, im Airbus zu integrieren und bei den Flügen unter Schwerelosigkeit zu betreiben.

Die Mitarbeiter der MPE ''Theorie/komplexe Plasmen''-Gruppe testeten auf dieser Kampagne eine völlig neue Kammer für das Projekt ''PlasmaLab'', die ''Zyflex''-Kammer. Diese stellt eine zylindrische Hochfrequenz-Plasmakammer mit flexibler Geometrie dar, wobei z.B. der Abstand der Elektroden mit integrierten Motoren verstellt werden kann. Das Ziel von PlasmaLab, das die bereits erfolgreichen Plasma-Experimente ''PKE-Nefedov'' und ''PK-3 Plus'' auf der Internationalen Raumstation ISS ablösen soll, ist die Erweiterung des Parameterbereichs, in dem komplexe Plasmen unter Schwerelosigkeit untersucht werden können. Genauere und wahrscheinlich auch völlig neue Ergebnisse sind hiervon zu erwarten.

Auch die Vorgänger von PlasmaLab wurden ausgiebig auf Parabelflügen, wo pro Parabel ca. 20 Sekunden Schwere­losigkeit erzeugt werden kann, getestet. Hierzu zählen u.a. die Geräte ''PK-3 Plus'' und ''PK-4''. Letzteres soll im Jahr 2011 auf die ISS gebracht und im europäischen Columbus-Modul betrieben werden. MPE-Mitarbeiter können damit auf eine langjährige Parabelflug-Erfahrung zurückblicken. So haben zwei Teilnehmer (Konopka, Kretschmer) bereits 500 bzw. 600 Parabeln 'auf dem Buckel', was von der ZERO-G-Betreiberfirma Novespace mit einer Bronze­medaille honoriert wird.

Zu den üblichen drei Flugtagen mit jeweils 31 Parabeln kamen nun noch weitere Fluggelegenheiten bei der ''VIP''-Kampagne mit jeweils 10 Parabeln an zwei Tagen hinzu, zu der die MPE-Forscher vom DLR eingeladen wurden. Neben hochrangigen Vertretern aus Forschung und Wirtschaft flog auch der deutsche Astronaut Thomas Reiter ein weiteres Mal in die Schwerelosigkeit. Reiter verbrachte bereits mehrere Monate auf der russischen Raumstation Mir und befand sich von Juli bis Dezember 2006 auf der ISS, wo er auch zweimal das Plasmakristall-Experiment des MPE durchführte. Beim DLR-Parabelflug ließ Herr Reiter es sich nicht nehmen, auch einmal das PlasmaLab-Experiment im Airbus ZERO-G zu bedienen (siehe Bild).

Am 20. September fand im DLR-Standort Köln-Porz der ''Tag der Luft- und Raumfahrt'' statt, den rund 100.000 Besucher nutzen, um sich über die Forschungsaktivitäten des DLR zu informieren. Neben Forschungsflugzeugen des DLR waren auch ein Airbus A380 sowie der A300 ZERO-G zu besichtigen. Das Plasmakristall-Experiment des MPE gehörte damit auch zu den Ausstellungs­stücken an diesem Tag der offenen Tür. Die MPE-Mitarbeiter standen für Fragen dem Publikum gern zur Verfügung.

Bildbeschreibung (siehe links), von links oben nach unten:
Der Airbus A300 ZERO-G aus Bordeaux kommt in Köln-Bonn an; PlasmaLab im Airbus installiert; geöffnete Plasmakammer; Plasma mit Gitterelektrode; Thomas Reiter bedient das PlasmaLab-Experiment; Airbus am Morgen; Besucherschlange am A300 mit PlasmaLab beim DLR 'Tag der Luft- und Raumfahrt'.

Weitere Links (extern):
DLR: 14. DLR-Parabelflug: Liste der Experimente September 2009
DLR: Mehr als 100.000 Besucher beim Tag der Luft- und Raumfahrt 2009 im DLR
WDR: Schweben für die Wissenschaft


Juni 2009



PRL Titelseite
Titel von ''Physical Review Letters'', Ausgabe 102/Nr.25 vom 26.6.2009 (Vergrößern)
Titelblatt von ''Physical Review Letters'' kommt vom MPE

Das Titelblatt der weit verbreiteten Fachzeitschrift ''Physical Review Letters'' vom 26.06.2009 ziert ein Bild eines Experiments, das in der Gruppe ''Theorie/komplexe Plasmen'' des Max-Planck-Instituts für extra­terres­trische Physik von Mierk Schwabe durchgeführt wurde. Es zeigt einen Tropfen aus mikro­meter­großen Teilchen, der in einem komplexen Plasma entsteht. Solch ein Plasma besteht aus einem ionisierten Gas, in das kleine geladene Plastikteilchen - die Mikroteilchen - gegeben werden. Normalerweise werden diese Teilchen von der Schwerkraft an den unteren Rand des Plasmas gezogen. Wenn man die untere Platte der Plasmakammer heizt, werden sie in das Zentrum des Plasmas gehoben. Die entstehende Kraft kompensiert die Schwerkraft, die auf die nur wenige Tausendstel Millimeter großen Plastikteilchen wirkt. Das komplexe Plasma sieht dann ganz ähnlich aus wie bei einem entsprechenden Versuch in Schwere­losigkeit, etwa mit dem Plasma­labor ''PK-3 Plus'' des MPE auf der Inter­nationalen Raum­station ISS. Besonders auffällig ist eine große, teilchenfreie Region in der Mitte der Teilchenwolke, das sogenannte Void.

Plasma Bubbles Unter bestimmten Bedingungen entstehen am unteren Rand dieses Voids unter Schwerkraft­bedingungen neuartige Phäno­mene: Es bilden sich Blasen, die nach oben in das Void hinein ''explodieren'', wie auf dem Bild rechts gezeigt. (Vergrößern, Bild: Michael Kretschmer) Ebenfalls entstehen Tropfen wie der auf dem Titelbild gezeigte. Dabei strömen einzelne Teilchen nach oben in das Void hinein. Ein weiteres Phänomen sind Spitzen, die sich in der Teil­chen­wolke am unteren Rand bilden und nach oben zeigen. Diese Kegel erinnern an sogenannte ''Taylor-Kegel'', die in Flüssigkeiten unter dem Einfluss eines elektrischen Felds und der Ober­flächen­spannung entstehen.

Wie das Titelbild zeigt, waren die Tropfen dabei völlig unabhängig von dem Rest der Teilchenwolke. Die Illustration entstand mithilfe eines tomographischen Verfahrens. Es nimmt den Tropfen in vertikalen Schnitten auf, die dann zu einem drei­dimensionalen Bild kombiniert werden.

Obwohl die Tropfen und Blasen jeweils nur aus wenigen hundert Teilchen bestehen, zeigen sie viele typische Flüssig­keits­effekte. Die Teilchen­bewegung innerhalb der Tropfen verläuft in Wirbeln wie bei Wassertropfen in einem Luftstrom, und es gibt viele Hinweise auf Ober­flächen­spannung. Anders als bei Wasser­molekülen können in komplexen Plasmen jedoch alle einzelnen Teilchen beobachtet und genau untersucht werden. Dies macht komplexe Plasmen zu idealen Modell­systemen zur dynamischen Untersuchung solcher Phänomene.

Referenz: M. Schwabe, M. Rubin-Zuzic, S. Zhdanov, A. V. Ivlev, H. M. Thomas, and G. E. Morfill. Formation of Bubbles, Blobs, and Surface Cusps in Complex Plasmas, Physical Review Letters 102, 255005 (2009)


Februar 2009



MPE Parabolic Flight Team
MPE-Parabelflugteam, vorn: Christian Dey­sen­roth, Sebastian Albrecht, Michael Kretsch­mer. 2. Reihe: Markus Thoma, Hu­ber­tus Tho­mas, Mierk Schwa­be. Nicht im Bild: Tanja Hagl, Ralf Heide­mann, Christian Rau.
Bild: M. Schwabe (Vergrößern)


A300 Zero-G Bild
Der Airbus A300 Zero-G in Bordeaux.
Bild: M. Kretschmer (Vergrößern)

13. DLR-Parabelflugkampagne: MPE gleich doppelt vertreten

Vom 2. bis 12. Februar findet in Bordeaux die 13. DLR-Parabel­flug­kampagne statt. Zu den vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) dafür ausgewählten Experimenten zählen dieses Mal gleich zwei vom MPE: PK-4 und FAST PK-3 Plus.

PK-4 ist das Nachfolgemodell des erfolgreichen Plasmalabors PK-3 Plus, das sich seit 2006 auf der Inter­natio­nalen Raumstation ISS befindet. Es soll 2011 zur Raumstation gebracht und dort im europäischen Columbus-Modul betrieben werden. Mit PK-4 sollen vor allem komplexe Plasmen im flüssigen Zustand in Schwere­losig­keit untersucht werden. Zur Zeit befindet es sich in der Projektphase C/D, an deren Ende das erste 1:1-Modell der Flughardware stehen soll. Um die Tauglichkeit der Komponenten zu testen, werden diese wiederholt auf Parabelflügen eingesetzt. Soweit möglich werden jedoch auch wissenschaft­liche Fragestellungen in der jeweils 20 Sekunden dauernden Schwerelosigkeit der Parabelflüge behandelt. Bei der Kampagne werden insgesamt an drei Flugtagen 93 Parabeln geflogen, was kumulierte 31 Minuten Schwerelosigkeit bedeutet. Bei PK-4, das zum siebten Mal an einer Parabelflug-Kampagne teilnimmt, werden hierbei u.a. optimierte Gasjet-Dispensoren getestet, sowie Experimente zu Selbst­organisa­tions­effekten in komplexen Plasma-Flüssigkeiten (sog. 'Lane Formation') durchgeführt.

FAST PK-3 Plus Logo Im Gegensatz zu PK-4 ist FAST PK-3 Plus (Logo siehe rechts, vergrößern) zum ersten Mal auf einem Parabelflug vertreten. Dieses Experiment baut auf der Hochfre­quenz-Plasma­kammer von PK-3 Plus auf, ist jedoch im Gegensatz zu dem ISS-Experiment mit einem schnellen Video-Datener­fassungs­system ausgerüstet, welches erlaubt, Bilder mit einer Auflösung von 1 MPixel mit 1000 Bildern pro Sekunde aufzuzeichnen. Der Vorteil von komplexen Plasmen, kondensierte Materie auf dem Level individueller Teilchen (''Atome'') zu simulieren und zu beobachten, kommt damit auch bei schnellen Prozessen, wie zum Beispiel Schockwellen, voll zum Tragen. Das Datenerfassungssystem besteht aus einer schnellen Kamera und einem Datenspeicher, dessen parallel arbeitenden 24 Festplatten erlauben, etwa eine halbe Stunde Videomaterial mit hoher Bildrate aufzuzeichnen. Allein das Gewicht dieses Subsystems beläuft sich auf ca. 75 kg, was etwa so schwer ist, wie das gesamte Weltraum­experiment! Für den Einsatz bei einem Parabelflug mit dem Airbus A300 Zero-G gelten jedoch nicht so strenge Limitierungen, wie im Weltraum, so dass FAST PK-3 Plus mit einem Gesamt­gewicht von 370 kg eher im Mittelfeld anzusiedeln ist.

Auf der Parabelflug-Kampagne werden einige PK-3 Plus-Experimente, die schon auf der ISS durchgeführt wurden, mit der verbesserten Auflösung wiederholt. Hierzu zählen u.a.: Schockwellen, selbst­erregte Wellen, sog. 'String-Fluids' und 'Bubbles'. Das schnellere Aufnahme­system ermöglicht auch schnelle Scans durch die Mikro­teilchen im Plasma, womit nun auch in flüssigen Systemen die drei­dimensio­nale Struktur ermittelt werden kann.

Die MPE-Mitarbeiter bleiben für 12 Tage in Bordeaux, um die Geräte in das Flugzeug einzubauen, zu testen und schließlich damit zu fliegen. Auch hier berichtet unsere Mitarbeiterin Mierk Schwabe in ihrem extBlog von den Geschehnissen in Bordeaux und über ihre Erlebnisse während ihres ersten Parabelflugs. (Zusammenfassung)

Bemerkenswertes am Rande: MPE-Mitarbeiter Michael Kretschmer, der bereits seit 2001 an Parabelflügen teilnimmt, erreichte im Lauf dieser Kampagne über 500 Parabeln. Dies wird von der veranstaltenden Firma Novespace mit einer Bronze-Medaille gewürdigt.


Januar 2009



10th Mission Logo
PK-3 Plus 10th Mission Logo
(Vergrößern) ©MPE/MK


3 Jahre PK-3 Plus: 10. ISS-Mission

Im Januar befinden sich wieder Mitarbeiter des MPE im Raumfahrt-Kontrollzentrum in Moskau, um von dort die 10. Mission des Plasma-Experiments PK-3 Plus auf der Inter­nationalen Raumstation ISS durchzuführen. Der russische Kosmonaut Yury Lonchakov, Flugingenieur der 'Expedition 18' Crew, wird uns drei Tage für je 90 Minuten zur Verfügung stehen.

PK-3 Plus befindet sich seit Dezember 2005 an Bord der ISS und wurde im Januar 2006 in Betrieb genommen. Die 10. Mission markiert damit auch den 3. Jahrestag von komplexen Plasma­experimenten in der Schwere­losig­keit der Raum­station mit diesem Gerät. PK-3 Plus schließt damit an das vorhergehende, äußerst erfolgreiche Experiment PKE-Nefedov an, das von 2001 bis 2005 im Orbit 13 mal ausgeführt wurde und damit zu einem der am meisten verwendeten Experiment­einrich­tungen der ISS zählt.

Auf dem Programm stehen bei dieser Mission Experimente zur Kristal­lisation, 'String Fluids' und 'Bubbles' (Blasen) in thermo­phore­tischen komplexen Plasmen, ein Phänomen, das 2006 am MPE entdeckt wurde [1].

Wie schon bei der letzten Mission wird unsere Mitarbeiterin Mierk Schwabe in ihrem extBlog über die Ereignisse in Moskau berichten.

[1] M. Schwabe, et al: ''Formation of bubbles, blobs and surface cusps in fluid complex plasmas''. Eingereicht bei Physical Review Letters, Dez. 2008



Aktuelles 2008, 2007, 2006, 2005


Letzte Änderung: 2010-02-02
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